Violetter Schnee

Oper (2019)

Musik von Beat Furrer
Text von Händl Klaus, basierend auf einer Vorlage vonVladimir Sorokin in der Übersetzung von Dorothea Trottenberg
Auftragswerk der Staatsoper Unter den Linden

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Die Welt im Ausnahmezustand. Fünf Menschen sind eingeschlossen in einem unaufhörlichen Schneewehen. Die Zeit scheint stillzustehen. Jacques bleibt inmitten der Gruppe für sich, er bejaht den Schneefall wie das Nichts, dem er sich weiht. Peter und Silvia dagegen sind bedrückt, ängstlich, pessimistisch. Jan und Natascha versuchen, die Übersicht zu behalten, weiterhin zu hoffen und tätig zu bleiben.

Zusehends schwerer fällt allen die Fähigkeit, sich mitzuteilen. Was da namenlos geschieht, befremdet alle; sie haben keine Sprache dafür. Als eine Fremde erscheint und spricht – Tanja, die wie in einem Bild durch die Landschaft geht – löst sie zunächst Euphorie aus, gefolgt von tiefer Vereinsamung. Wie ein Projektionskörper, als ein Erinnerungsraum wirkt sie; Jacques meint, in ihr seiner verstorbenen Frau zu begegnen – er rührt an die Membran zwischen Leben und Tod. Nichts aber ist stärker als die Sonne. Im violetten Aufleuchten des Schnees erfährt die Gruppe ihre Auslöschung. Basierend auf einer Vorlage des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin reflektieren der Schweizer Komponist und Ernst-von-Siemens Musikpreisträger Beat Furrer und der österreichische Librettist Händl Klaus die existenziellen Erfahrungen des Fremdwerdens und des Verlusts der Sprache angesichts einer drohenden Katastrophe und übersetzen diese in eine suggestive musikalisch-sprachliche Struktur.

Medien

Die Welt im Ausnahmezustand. Fünf Menschen sind eingeschlossen in einem unaufhörlichen Schneewehen. Die Zeit scheint stillzustehen. Wird das jemals enden? Jacques bleibt inmitten der Gruppe für sich, er bejaht den Schneefall wie das Nichts, dem er sich weiht – indem er Zwiesprache hält mit dem Schnee, einverstanden mit seinem unheimlichen Wirken. Peter und Sylvia dagegen sind bedrückt, ängstlich, pessimistisch. Jan und Natascha versuchen, die Übersicht zu behalten, weiterhin zu hoffen und tätig zu bleiben im Glauben an eine neue Zeit. Zusehends schwerer fällt allen die Fähigkeit, sich mitzuteilen. Was da namenlos geschieht, befremdet alle; sie haben keine Sprache dafür. Als eine Fremde erscheint und spricht – Tanja, die wie in einem Bild durch die Landschaft geht – löst sie zunächst Euphorie aus, gefolgt von tiefer Vereinsamung. Wie ein Projektionskörper, als ein Erinnerungsraum wirkt sie; Jacques meint, in ihr seiner verstorbenen Frau zu begegnen – er rührt an die Membran zwischen Leben und Tod. Nichts aber ist stärker als die Sonne. Im violetten Aufleuchten des Schnees erfährt die Gruppe ihre Auslöschung.

»Furrer legt in seiner neuen Oper eine mitreißende, packende Phantasie klanglichen Erzählens an den Tag. Die Stille winterlicher Luft, das Knirschen des Schnees, das silberne Summen der Flocken im Fall setzt er in Kontrast zum Peitschen des Sturms und dem Schrei der Kreatur unter den Zumutungen der Elemente.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Januar 2019

»Der Bassbariton Otto Katzameier strahlt phänomenal mit seiner Stimme durch die Finsternis.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Januar 2019

»Wie diese Sänger knapp zwei pausenlose Stunden mit klug disponierter Stimmkraft und fein abgestufter oder wuchtiger Ausdrucksstärke prunken, das ruft am Ende den ungeteilten Beifall auch für die Autoren und das ganze Team hervor.«

Süddeutsche Zeitung, 15. Januar 2019

»Händl Klaus‘ messerscharfe Sprachpoesie wird hier ebenso früh deutlich wie die kongeniale Klangwelt aus der Feder von Beat Furrer: Unter Gedecks Deklamation öffnen ich die Gräben mikrotonaler Clusterflächen. Moderne-Spezialist Matthias Pintscher treibt die Staatskapelle Berlin zu hoher Intensität an, der Farbenreichtum der Partitur wird eindrucksvoll freigesetzt.«

Salzburger Nachrichten, 15. Januar 2019

»Dieser 15-minütige Prolog ist von einer atmosphärischen Dichte, wie sie im zeitgenössischen Musiktheater selten zu finden ist. Das Spiel mit Schärfe und Unschärfe, die Fokussierung auf Details des Tableaus zeigen, wie leicht uns der Blick trügen kann: Was als Winter Wonderland beginnt, endet in der Hölle.«

Salzburger Nachrichten, 15. Januar 2019

»Die Lindenoper kann aus dem Vollen schöpfen, bietet mit Anna Prohaska und Elsa Dreisig zwei ganz große Sopranistinnen unserer Zeit auf. Prohaska seziert in einer Traumerzählung die Silben stimmlich wie unter dem Brennglas. Dreisig formt eine Erinnerung an den Sommer zur veritablen Wahnsinns-Szene.«

Salzburger Nachrichten, 15. Januar 2019

»Regisseur Claus Guth […] bereichert auch dieses Werk durch sein ständiges Suchen nach neuen Ebenen. Guth belässt es nicht bei einem Kammerspiel, öffnet den Raum ins Freie und konfrontiert die Figuren aus Bruegels ‚Jäger im Schnee‘ als Tableau vivant – Ursula Kudrna schuf die originalgetreuen Kostüme – mit den Eingeschlossenen. Zuletzt wird auf der von Étienne Pluss stimmungsvoll dystopisch gestalteten Bühne die Sicht immer diffuser, das Schneetreiben scheint nur der Vorbote von etwas Größerem zu sein.«

Salzburger Nachrichten, 15. Januar 2019

»Regisseur Claus Guth ist in Zusammenarbeit mit seinem Licht- und Videodesigner eine schlicht grandiose Umsetzung gelungen. Räume verkleinern und erweitern sich bei Guth im Handumdrehen, ein klaustrophobisches Zimmer mutiert mittels Hebebühne zur weiten Schneelandschaft, Schneegestöber umtost einen von derlei Unbilden scheinbar unbetroffenen, warm beleuchteten Raum.«

Wiener Zeitung, 15. Januar 2019

»Furrers Musik ist suggestiv wie immer, wirkt über ihre leichten Verschiebungen und Transformationen, vermag bis an die Grenze der Stille, des Nichts und der Sprachlosigkeit zu gehen. Sie besticht durch ihr Pulsen und ihre Klangflächen, die immer wieder zu explodieren scheinen. Das hat Momente von betörender Schönheit und lähmender Verlangsamung und eröffnet den Blick nach innen.«

Der Standard, 15. Januar 2019

»Eine weniger dem schreienden Effekt als dem intimen Innehalten verpflichtete, ausdrucksintensive Musik, die tiefe Verzweiflung wie zart aufkeimende Hoffnung gleichermaßen imaginiert.«

Die Presse, 15. Januar 2019

»Auch das 16-stimmige Vocalconsort Berlin und die Staatskapelle Berlin realisierten die rhythmisch komplexe Partitur mit staunenswerter Selbstverständlichkeit. Nicht zuletzt ist das ein Verdienst des Dirigenten Matthias Pintscher, dem es vor allem darum gegangen ist, die subtilen melodischen Strukturen transparent darzustellen.«

Die Presse, 15. Januar 2019

»Der Regisseur Claus Guth versteht es, aus den ersten scheinheilen Szenen am Kamin und Lagerfeuer Stück für Stück das Heimelige, Vertraute zu entfernen, bis nur noch blankes Entsetzen übrig bleibt.«

Berliner Morgenpost, 15. Januar 2019

»Vor allem Anna Prohaska setzt sich für den Weltuntergang ausdrucksmächtig in Szene. Elsa Dreisig beeindruck mit ihrer Vielseitigkeit, mit mühelosen Übergängen zwischen Sprechen, tiefen und hohen Tönen.«

Berliner Morgenpost, 15. Januar 2019

»Die Staatskapelle fühlt sich unter der Leitung von Matthias Pintscher famos in die subtilen Klanglandschaften ein. Das Vocalconsort Berlin setzt am Ende wundersame Lichtschimmer.«

Berliner Morgenpost, 15. Januar 2019

»Furrers klanglicher Reichtum verblüfft, das Vocalconsort Berlin und die Staatskapelle agieren wie ein einziger Klangkörper, der vom Orgelbrausen bis zum mikrotonalen Schweben blitzschnell jede erdenkliche Abtönung aufbieten kann. Mit Matthias Pintscher steht ein Komponistenkollege am Dirigentenpult, der die Klangsinnlichkeit dieser Musik zu betonen weiß und gerne auch mal in die Vollen geht.«

Berliner Morgenpost, 15. Januar 2019
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    »…ein Übergang zu etwas vollkommen Neuem.«

    Dramaturgin Yvonne Gebauer sprach mit Regisseur Claus Guth über Tarkowskis »Solaris«, Bruegels »Jäger im Schnee« und darüber, was es bedeutet, wenn alles vorbei ist.
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    Claus Guth und Martina Gedeck im Gespräch

    Wie ist das Stück zu verstehen, wie die Figur der Tanja und wie verlief der Arbeits- und Probenprozess? Regisseur Claus Guth und Schauspielerin Martina Gedeck geben einen Einblick.
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    »Das Ende kann nur offen sein«

    Komponist Beat Furrer, Autor Händl Klaus, Dramturgin Yvonne Gebauer und Dramaturg Roman Reeger sprachen vor der Uraufführung über den Entstehungsprozess der Oper.
  • Eine Veranstaltung der

  • Auftragswerk der Staatsoper Unter den LindenMit freundlicher Unterstützung von Stiftung Pro Helvetia und Rudolf Augstein Stiftung